Erst mal ankommen und einrichten. Der Campingplatz Wien Donau war für diese Zeit meine Bleibe. Der CP liegt in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark Donau/Lobau. Ein sehr eindrückliches Gebiet mit unheimlich viel Natur und geschützten Tieren.
Was gibt es schöneres als morgens aufzustehen und den Pirol zu hören? Nach den Ausflügen begrüsste die Nachtigall die Ankömmlinge mit ihrem wunderschönen Gesang. Eine perfekte Bleibe für mich 😍!
Die regnerischen Tage nutzte ich zum auskundschaften der Tier-HotSpots, den nahegelegenen Nationalpark Donau-Auen oder für Museen. Einigen von Euch mag es schräg erscheinen, dass die Friedhöfe Wiens für Wildlife-Fotografen ein Highlight sind. Aber es ist tatsächlich so. Die Rehe queren deinen Weg ganz ohne Stress und Scheu, Fasane rufen im alten jüdischen Friedhof um die Wette, die Feldhamster fühlen sich ebenfalls saumässig wohl. Und wenn ich schon auf dem grossen Zentralfriedhof bin, musste ich einfach das Bestattungsmuseum gesehen haben. Die Wiener nehmen den Tod mit Witz und Humor, entsprechend werden auch Souvenirs mit lustigen Sprüchen angeboten. So ein Turnsack "Ich turne bis zur Urne" oder eine Laptoptasche mit dem Spruch "Ich bin nicht tot, ich bin nur offline". Macht euch gern selber ein Bild https://shop.bestattungsmuseum.at/kategorie/
Der Wiener Zentralfriedhof wurde 1874 eröffnet und zählt mit einer Fläche von fast zweieinhalb Quadratkilometern und rund 330'000 Grabstellen mit rund drei Millionen Verstorbenen zu den größten Friedhofsanlagen Europas. Zum Zeitpunkt seiner Eröffnung galt er als grösster Europas. Nach Bestatteten gilt dies bis heute, flächenmässig unterliegt er dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg und dem Brookwood Cemetery nahe London. Der Zentralfriedhof gehört aufgrund seiner vielen Ehrengräber, der Jugendstil-Bauwerke und des weitläufigen Areals zu den besonderen Sehenswürdigkeiten der Stadt Wien.
Wo für den Menschen das Leben endet, finden zahlreiche geschützte Tiere ihren Rückzugs- und Lebensraum; Feldhamster, sehr viele Vogelarten - darunter auch Fasane, Fledermäuse, Rehe und Insekten. Die Wiener Friedhöfe, Orte der Vergänglichkeit, sind wahre Paradiese der Artenvielfalt.
(Cricetus cricetus)
Der Feldhamster ist die einzige Art der Gattung Hamster in Europa und etwa so groß wie ein Meerschweinchen. Er legt einen weit verzweigten Bau unter dem Acker an. Der hübsche Nager ernährt sich von Getreide und anderen Feldfrüchten und hält von circa Oktober bis April einen festen Winterschlaf. Ein enger Verwandter ist der Syrische Goldhamster, von dem das beliebte Haustier abstammt.
Bei der Geburt wiegt ein Hamster ca. 5 Gramm, das ist grad so viel wie eine 20-Cent-Münze. Ausgewachsen ist er dann rund 500 - 600 Gramm und somit das 120-fache seines Geburtsgewichtes.
Der Europäische Feldhamster ist ein klassischer Kulturfolger. Er fand sich in der Feldflur über lange Zeit gut zurecht. Doch seine ursprünglichen Lebensräume werden immer knapper. So beginnt er nun auch die Stadt zu erobern. Dabei ist er sehr anpassungsfähig. Nicht nur morgens und abends begegnet man dem kleinen Nager. "Städtische" Hamster verlassen oft auch tagsüber ihre Höhle unter der Erdoberfläche, um nach Nahrung zu suchen. Grüne Pflanzenteile, Beeren und Früchte fressen sie besonders gern. Diese finden sie teilweise in Parks, bei Wohnhausanlagen, in Kleingärten oder auf Friedhöfen. Auch fleischige Kost wie Insekten, Kleinsäuger und Würmer stehen auf ihrem Speiseplan.
In West- und Mitteleuropa sind die Feldhamsterbestände stark zurückgegangen. Deshalb zählen Feldhamster zu den streng geschützten Tierarten. Sie werden in der "Roten Liste" als gefährdet eingestuft. Früher wurde der Feldhamster als "Erntedieb" von Hamsterfängern verfolgt, die dafür ein stattliches "Kopfgeld" kassierten. Umso erfreulicher ist, dass Feldhamster aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit zunehmend auch urbane Lebensräume erobern. Studien an einer Wiener Population zeigten, dass sich die Tiere an Stadt und Menschen gewöhnt haben.
Feldhamster sind mutig und stellen sich wehrhaft jeder Gefahr. Dabei blasen sie ihre Backentaschen auf und fauchen unüberhörbar laut. In den meisten Fällen hat der Feldhamster mit seiner Taktik auch Erfolg. Seine Feinde überlegen es sich gut, ihn anzugreifen, und flüchten oft erschreckt.
Die Feldhamster ziehen sich im Herbst in ihre Bauten zurück. Vorräte für die lange kalte Zeit sammeln sie während ihrer aktiven Periode, im Frühjahr, Sommer und in den frühen Herbstmonaten. Steigen die Außentemperaturen wieder an, wagen sich auch die Hamster aus ihren Winterquartieren. Sie beginnen sogleich mit der Fortpflanzung. Feldhamster sind polygyn, das heißt, dass sich ein Männchen mit mehreren Weibchen paart. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass ein Weibchen drei bis vier Würfe pro Saison großziehen kann. Es bringt maximal fünf Junge zur Welt. Unter den richtigen Bedingungen sind Feldhamster äußerst fruchtbar.
Die kleinen Säugetiere kommen in Wien vorwiegend auf einigen Friedhöfen und in Park- sowie Grünanlagen vor. Obwohl Wien eine Grossstadt ist, so ist die Stadt auch ein Hotspot für Tierbeobachter. Wien ist übrigens die einzige europäische Stadt, in der eine innerstädtische Feldhamster-Population vorkommt. "Meine" Hamster wohnen auf dem Meidlinger Friedhof, beobachten konnte ich sie vorwiegend in den späten Nachmittagsstunden. Auf dem viel erwähnten Zentralfriedhof hab ich zwar den ein oder anderen Hamster gesehen, aber nur sehr kurz, weshalb ich dort meine Aufmerksamkeit anderem widmete.
Hier gibts ein kleines Artenporträt zum Feldhamster, als pdf zum downloaden.
Quelle https://www.wien.gv.at/umweltschutz/naturschutz/biotop/feldhamster.html
Hamster sind übrigens absolute Einzelgänger, jeder der zu nahe kommt wird vehement verjagt.
(Spermophilus citellus)
Da die natürlichen Lebensräume für Ziesel immer knapper werden, wandern sie in die Stadt. Ziesel sind sehr anpassungsfähige Tiere und bei weitem nicht die spezialisierten Steppenbewohner, als die sie allgemein bekannt sind. Ein Minimum an Platz braucht auch der Ziesel. Umso wichtiger erweisen sich vor allem in der Stadt Rückzugsmöglichkeiten. Die findet der Ziesel auf einer "Gstätten" genauso wie auf einer Grünfläche bei einem Wohnhaus. Wer einen Ziesel als seltenen Gast in seinem Garten hat, sollte sich darüber freuen und ihm seinen Lebensraum gönnen.
Europäische Ziesel (Spermophilus citellus, der "Samenfreund") gehören zu den Hörnchenartigen. Mit einer Größe von etwa 23 Zentimetern sind sie etwas kleiner als Eichhörnchen. Wie ihre nächsten Verwandten, die Murmeltiere, halten auch die Ziesel einen bis zu acht Monate langen Winterschlaf. Früher besiedelten Ziesel halb Niederösterreich und das Burgenland. Sie waren von Retz über Wien bis in den Seewinkel praktisch überall anzutreffen. Ein Kosmos-Naturführer aus den 1930er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts berichtet von Zieseln beim Lusthaus im Prater, "die sich hier ihres Lebens freuten. Allenthalben sah man die niedlichen Dinger herumhuschen, die fast alle Scheu abgelegt hatten und sich hier zutraulich vor den Augen der Menschen tummelten". Zeitweise waren die Bestandsdichten so hoch, dass zum Beispiel im Tullner Feld Prämien für Zieselschwänze und Zieselohren ausbezahlt wurden.
Heute stehen Ziesel auf der "Roten Liste" der gefährdeten Tierarten. Ihr Vorkommen ist weitgehend auf verstreute Rückzugsgebiete beschränkt. Wo früher eine über ein großes Gebiet verteilte, zusammenhängende Population bestand, gibt es jetzt nur mehr Splittergruppen. Diese sind oft selbst wieder vom Aussterben bedroht. Zieselkolonien sind in Wien nur mehr am Bisamberg, am Goldberg und in Unterlaa zu finden. Die Gründe dafür: intensive Landwirtschaft und die Zersiedelung der Landschaft durch Einfamilienhäuser.
Machen wir uns bewusst, dass die Großstadt Lebensraum für Menschen und Tiere in gleichem Maße ist. Für "mein" Ziesel habe ich allerdings die Grossstadt verlassen und bin nach Gerasdorf bei Wien im Bezirk Korneuburg in Niederösterreich gereist. Das ist etwas ausserhalb von Wien.
Hier gibts ein kleines Artenporträt zum Ziesel, als pdf zum downloaden.
Quelle https://www.wien.gv.at/umweltschutz/naturschutz/biotop/ziesel.html
Wo die Hamster doch noch relativ scheu sind, zeigen sich die Ziesel sehr neugierig. Alles musste genau angeschaut werden, das Handy, meine Schuhe, das Stativ und natürlich auch das Objektiv.
(Oryctolagus cuniculus)
Stammform aller Hauskaninchen. Gesellig. Eine Familie umfasst 2-3 Männchen und 4-6 Weibchen. Strenge Hierarchie, ranghöchstes Männchen und Weibchen verteidigen Territorium. Mehrere Familien können sich zu Sippen vereinen. Legen Erdbaue an. Nutzen Baumaterialien, Holzstapel usw. als Unterschlupf. Ernährung: Gräser, Kräuter, Kulturpflanzen wie Getreide, Mais, sowie Rinde von Sträuchern und Bäumen. Weibchen haben 2-3 Würfe mit 2-6 Jungen pro Jahr. Hohe Sterblichkeit im Winter. Wildernde Hauskatzen und Steinmarder sind innerhalb von Siedlungsgebieten die wichtigsten Feinde. Dezimierung durch Viruskrankheiten (Myxomatose und die Chinaseuche, auch rabbit haemorragic disease (RHD)), mitteleuropäische Bestände im letzten Jahrzehnt stark rückläufig.
Das Wildkaninchen kann von dem Feldhasen recht einfach unterschieden werden. Sie sind insgesamt deutlich kleiner und leichter gebaut und haben relativ kurze Ohren. Die Schwanzzeichnung ist einfarbig im Gegensatz zur deutlichen schwarz-weiß-Zeichnung beim Feldhasen. Als reine Vegetarier ernähren sie sich ausschließlich von Gräsern, Kräutern und Knospen diverser Sträucher.
Nennenswerte Vorkommen von Wildkaninchen bestehen nur in den klimatischen Gunstlagen Ostösterreichs, vor allem Im Nordburgenland, dem nördlichen Wien und im Weinviertel. Sehr vereinzelt liegen Kolonien auch in der Südoststeiermark sowie in Oberösterreich. Kalte, strenge Winter setzen dieser Art zu, weshalb sie kaum in der Lage ist, höher gelegene Gebiete zu besiedeln. Einst gab es grosse Wildkaninchenkolonien auf der St. Petersinsel im Bielersee, bei Genf und Basel, in der Ajoie, im Unterwallis und in der Magadinoebene. Heute sind sie in der Schweiz fast ausgestorben.
Wildkaninchen waren in Österreich nicht heimisch, sondern sind erst unter Mithilfe des Menschen zu uns gelangt. Die ersten Nachweise stammen aus dem Spätmittelalter, wo die Art in eigenen Kaninchengärten gehalten wurde. Das Verbreitungsgebiet, wie wir es heute kennen, wurde erst ab Anfang des 20. Jahrhunderts besiedelt.
Quelle https://www.bluehendesoesterreich.at/naturlexikon/wildkaninchen
Seit rund 30 Jahren sollen die Kaninchen den Handelskai besiedeln. Dabei handelt es sich sowohl um Wildkaninchen als auch um ausgesetzte Hauskaninchen. Wie viele Kaninchen genau am Handelskai leben, ist schwierig abzuschätzen, da sie Erdbauten bewohnen und deshalb meist schwer zu sehen sind. Schätzungen zufolge gibt es 100 bis 200 Kaninchen am Handelskai.
Als natürliche Fressfeinde besonders für die Jungtiere kommen etwa Füchse oder heimische Raubvögel wie Turmfalken oder Eulen infrage. Auch fallen einige Tiere dem Verkehr zum Opfer. Zudem kursiert alle paar Jahre das Virus RHD1 unter den Kaninchen. Ihre Population wurde dadurch zuletzt 2020 reduziert. Das Virus birgt für Menschen keine Gefahr, eine Infektion verläuft für die kleinen Nager aber in den meisten Fällen tödlich. Vor zwei Jahren wurden deshalb einige tote Tiere an der Promenade entdeckt. Die Kaninchen leben am Handelskai friedlich, ohne dass dabei das Gleichgewicht unter den Arten gestört wird, meinen die Experten vom Amt. An der Donaupromenade leben zu Land noch einige andere Wildtiere wie Füchse, Höckerschwäne, Stockenten und andere heimischen Arten. Von Zeit zu Zeit werden sogar Rehe gesichtet.
Quelle https://www.meinbezirk.at/wien/c-freizeit/die-wilden-kaninchen-vom-handelskai_a5436772